Spatenstich für den Elektrolyseur
Bagger rollen auf dem Wasserstoff-Areal
Nun geht es in Sachen Wasserstoff sichtbar voran in Pfeffenhausen: Am Donnerstag (15. September) ist der offizielle Startschuss für den Bau des Elektrolyseurs gefallen. Der Elektrolyseur soll künftig auch für das geplante nationale Wasserstoff Technologie- und Anwenderzentrum (WTAZ), das daneben entstehen soll, grünen Wasserstoff produzieren. Aufgrund der großen überregionalen Tragweite des gesamten Wasserstoff-Projektes in Pfeffenhausen war hoher Besuch vor Ort: Ministerpräsident Markus Söder und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger nahmen am Spatenstich teil.
Bürgermeister Florian Hölzl freut sich, dass nun nach intensiver Vorarbeit mit dem Bau des Elektrolyseurs die Entwicklung des Wasserstoff-Areals vor den Toren Pfeffenhausens beginnt: „Knapp ein Jahr nach der Standortentscheidung durch die Berliner Politik legen wir nun auf dem Baufeld los. Das ist bei einem derart komplexen Vorhaben mit vielen Beteiligten nicht selbstverständlich. Mein Dank gilt allen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Verbänden. Gemeinsam arbeiten wir seit September letzten Jahres mit Hochdruck auf diesen Tag hin. Unser Ziel ist klar: Wir wollen aus Bayern heraus einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Energieunabhängigkeit leisten."
Landrat Peter Dreier bezeichnet den Elektrolyseur und das Wasserstoffzentrum als „Quantensprung" für die Region. Nicht nur Pfeffenhausen selbst, sondern der gesamte Landkreis werde in verschiedenen Bereichen profitieren, vom Arbeitsmarkt bis zum Tourismus. „Das Wasserstoffzentrum wird dem nördlichen Landkreis noch einmal richtig Schubkraft geben", ist er überzeugt.
Wenn auch Elektrolyseur und Wasserstoffzentrum unterschiedliche Vorhaben darstellen, hängen sie insoweit zusammen, als dass der Elektrolyseur künftig über Direktleitungen sowohl das Wasserstoffzentrum selbst, als auch das Gewerbe, das sich auf dem Areal ansiedelt, mit grünem Wasserstoff versorgt. Der Strom, der für die Erzeugung von grünem Wasserstoff erforderlich ist, wird vorwiegend in direkter Nachbarschaft produziert. So möchte die BürgerEnergie Niederbayern eG eine zwölf Megawatt starke Photovoltaik-Freiflächenanlage auf einer benachbarten Fläche errichten, die direkt an den Elektrolyseur angeschlossen und über diesen mit dem Netz verbunden werden soll. Außerdem plant die Genossenschaft, ebenfalls in der näheren Umgebung zwei Windräder zu errichten. Dadurch wird ein netzdienlicher und wirtschaftlicher Betrieb des Elektrolyseurs ermöglicht und den regionalen Erzeugern eine kurzfristige Anschluss- und Abnahmemöglichkeit für ihren erneuerbaren Solar- und Windstrom geboten. Überdies wird der Elektrolyseur an das Bayernwerknetz angeschlossen werden. Bürgermeister Hölzl und Landrat Dreier halten es für entscheidend, in Zeiten von Klima- und Energiekrise die Zukunftstechnologie Wasserstoff und die grüne Stromproduktion in der Region weiter voranzutreiben. „Wir besetzen dieses Feld rundum den grünen Wasserstoff sehr bewusst, weil wir davon überzeugt sind, dass wir auf diesem Weg unter dramatisch veränderten Rahmenbedingungen in der Welt Wohlstand in unserer Heimat sichern können", betonen Bürgermeister und Landrat übereinstimmend.
Der Elektrolyseur kommt im Rahmen der vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) geförderten Modellregion „HyBayern", zu der die Landkreise Landshut, Ebersberg und München gehören, nach Pfeffenhausen. Dieser wird von der Hy2B Wasserstoff GmbH – mit ihren Gesellschaftern Hynergy Invest GmbH, BayWa AG, Tyczka Hydrogen GmbH, den Landkreisen Landshut und München sowie den Energiegenossenschaften Niederbayern eG, Isar eG und Unterhaching eG – betrieben. Geplant ist, dass ab Mitte 2023 in Pfeffenhausen jährlich 440 Tonnen und nach dem Ausbau auf die Maximalkapazität bis zu 1000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert wird. Dieser wird für den Regionalbusverkehr des MVV, das benachbarte Wasserstoffzentrum, bestehende und neue Wasserstofftankstellen in der Metropolregion München sowie weitere Abnehmer in Bayern erzeugt. Maximal sechs Lastwagen pro Tag werden den Wasserstoff abtransportieren.
Das WTAZ in Pfeffenhausen, das vom Bund mit 72,5 Millionen Euro und vom Freistaat Bayern mit mindestens 30 Millionen Euro unterstützt wird, soll als eines von bundesweit vier Wasserstoffzentren das Nationale Innovations- und Technologiezentrum Wasserstoff (ITZ) mitbegründen. Zusammen mit den Standorten Chemnitz, Duisburg sowie einem Verbund in Norddeutschland hat Pfeffenhausen den bundesweiten Standortwettbewerb um das Wasserstoffzentrum durch ein überzeugendes Konzept gewonnen. An allen vier Standorten entstehen Wasserstoffzentren mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Am Standort in Pfeffenhausen soll vor allem die nötige Infrastruktur für Forschung und Entwicklung in Sachen Flüssigwasserstoff als Antriebstechnologie für schwere Nutzfahrzeuge und die Entwicklung innovativer Tank- und Betankungssysteme zur Verfügung gestellt werden.
Der Wasserstoff-Campus mit einer Größe von rund 12,8 Hektar wurde auf verschiedene Eigentümer aufgeteilt. Dem Markt Pfeffenhausen gehören die Flächen (rund 55.338 Quadratmeter) rund um das WTAZ, auf denen sich Gewerbe aus dem Wasserstoffsektor ansiedeln kann. Die H2LA GmbH, bestehend aus Markt Pfeffenhausen und Landkreis Landshut, erwarb 66.375 Quadratmeter, auf denen das eigentliche Wasserstoffzentrum mit Laboren, Prüfständen, Büro- und Verwaltungsflächen errichtet werden soll. Auf 5.405 Quadratmetern erbaut die Hy2B Wasserstoff GmbH den Elektrolyseur und die Hynergy GmbH will auf 1.343 Quadratmetern eine Autofrettage-Anlage, eine Testeinrichtung für Wasserstofftankanlagen, errichten.
Neben dem Bau des Elektrolyseurs soll noch im Herbst dieses Jahres die kommunale Erschließungstätigkeit beginnen. Die Baufirmen stehen bereits in den Startlöchern, um Straßen zu bauen und Ver- und Entsorgungseinrichtungen zu errichten.